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Herausforderung Kommunale Wärmeplanung - Wie eine Kommune in Rheinhessen diese Aufgabe meistert!


Heute nehmen wir Sie mit auf eine spannende Reise in die Welt der kommunalen Wärmeplanung, ein zentrales Thema, das für alle Gemeinden in Deutschland von enormer Bedeutung ist. Wir haben mit Werner Kalbfuß gesprochen, der Bürgermeister von Hahnheim, welche die erste Kommune mit einer kommunalen Wärmeplanung in Rheinhessen ist. Lesen Sie unten interessante Einblicke und Praxisbeispiele, die zeigen, wie Hahnheim mit Datenaffinität und Bürgerengagement die Herausforderungen der kommunalen Wärmewende meistern möchte.


Warum entschied sich die Gemeinde Hahnheim als erste in Rheinhessen für eine Wärmeplanung? Können Sie die Beweggründe Ihrerseits und der anderen politischen Akteure erläutern, diese Entscheidung zu treffen, bevor die gesetzlichen Grundlagen endgültig festgelegt sind? 

Zunächst einmal ist zu beachten, dass, in Rheinland-Pfalz, unabhängig von der Gesetzeslage der Fortschritt in der kommunalen Wärmeplanung nur schleppend voranschreitet. Auf der anderen Seite gibt es aber Beispiele, wie Baden-Württemberg, wo die Entwicklungen bereits straffer und zügiger vorangehen. Deshalb haben wir uns entschieden, proaktiv zu handeln, da eine gut strukturierte Wärmeplanung unumgänglich ist. Jegliche Vorarbeit, die wir jetzt leisten, wird uns zugutekommen, wenn. der Gesetzgeber zukünftig mehr Druck ausübt und eine beschleunigte Umsetzung fordert. Ein weiterer entscheidender Punkt war, dass wir über den Kommunalverband gute Verbindungen zu EWR hatten, die wir effektiv genutzt haben. 


Wo liegen die größten Herausforderungen der kommunalen Wärmeplanung?  

Die wohl größte Herausforderung liegt in der Kommunikation. In der frühen Phase der Gesetzgebung gab es Missverständnisse, vor allem in der öffentlichen Darstellung des Themas. Dies führte zu Unruhe unter den Bürgern. Ein weiterer Punkt betrifft unsere aktuelle Kommunikationsstrategie. Seit dem Start des Projekts bemerken wir, dass Fachbegriffe für die Bevölkerung verständlich übersetzt und erklärt werden müssen. Effiziente und ansprechende Kommunikation ist entscheidend. Wenn es uns gelingt, die Bürger umfassend zu informieren und einzubeziehen, sodass sie verstehen, worum es geht, dann haben wir einen bedeutenden Teil der Arbeit bereits bewältigt. 


Was ist wichtig für die Bürger und wie kann man sie einbeziehen, abgesehen von der Erklärung der Fachbegriffe? 

Alle Bürger sind sich der Notwendigkeit von Maßnahmen im Klimaschutz bewusst. Es ist entscheidend, ihnen konkret zu vermitteln, welche Schritte erforderlich sind und was in bestimmten Vierteln umgesetzt werden kann. Besonders in älteren Ortsteilen, wo die Wärmeplanung eine größere Herausforderung darstellt als in Neubaugebieten, ist eine gezielte Ansprache der Bürger notwendig. Wir müssen eine Balance finden, die verschiedenen Quartiere angemessen zu berücksichtigen und dabei die spezifischen Gegebenheiten wie Neubaugebiete und ältere Ortsteile miteinbeziehen. Den Bürgern in diesen Quartieren muss ein klarer Plan präsentiert werden, wie die Umsetzung in der Zukunft funktionieren kann. Dabei ist es wichtig, zu verdeutlichen, dass die Maßnahmen keine unüberwindbare finanzielle Belastung darstellen. Vielmehr gibt es Möglichkeiten, in Verbindung mit aktuellen Regelungen, die Pläne in den nächsten 5 bis 10 Jahren effektiv und ordnungsgemäß umzusetzen. 


Gibt es spezielle Vorteile, die die Kommune Hahnheim eventuell auch in fünf bis zehn Jahren aus der kommunalen Wärmeplanung ziehen kann, abgesehen von der Erfüllung der gesetzlichen Grundlagen?  

Definitiv bietet die kommunale Wärmeplanung bereits jetzt den Vorteil, dass wir vorausschauend agieren und teilnehmen. Sollten wir es in den nächsten zwei bis drei Jahren schaffen, ein Niveau zu erreichen, auf dem alle Bürger, einschließlich der Bewohner älterer Ortsteile, auf demselben Stand sind, dann ist dies ein bedeutender Vorteil für die kommenden 5 bis 10 Jahre. Damit wären wir gut aufgestellt und könnten, was auch mein persönlicher Wunsch ist, eine Vorreiterrolle einnehmen. Wenn wir in diesem Bereich führend sind, könnten wir als Blaupause für andere Ortsgemeinden im Umkreis und darüber hinaus dienen. 


Bleiben wir einmal bei der Kommunikation an die Bürger. Können Sie die Bedeutung des Presseartikels „Hahnheim will klimaneutral werden“ in Bezug auf die Resonanz aus der Gemeinde weiter ausführen?  

Die Verbreitung der Information durch den Presseartikel war zweifellos sehr hilfreich, um unser Projekt zu bewerben. Bei der Auswahl der am Projekt Beteiligten haben wir ebenfalls darauf geachtet, einige Multiplikatoren miteinzubeziehen. So ist beispielsweise der Vorsitzende des örtlichen Vereinsrings beteiligt, der naturgemäß ein ausgezeichnetes Netzwerk in der Gemeinde hat. Die Kommunikation über den Vereinsring hat eine besondere Wirkung, auf die wir bauen können. Zusätzlich haben wir Personen aus verschiedenen Teilen des Ortes, insbesondere aus dem alten Ortsteil, einbezogen. Diese können gezielte Antworten auf Fragen ihrer Nachbarschaft oder zu allgemeinen Anliegen der Bürgerschaft geben. Dadurch erhoffen wir uns konkrete Vorschläge und Anregungen von den Bürgern, wie das Projekt für Hahnheim gestaltet werden könnte. 


Wie funktioniert bis jetzt die Zusammenarbeit mit Climate Connection? Möchten sie etwas Besonderes erwähnen oder hervorheben?  

Besonders positiv hervorzuheben ist, wie schnell und effizient eine Arbeitsatmosphäre mit Climate Connection etabliert werden konnte. Ich erinnere mich ebenfalls noch gut an unser erstes Treffen im Ratssaal, als wir uns endlich persönlich gegenübersaßen. Dieses Treffen war entscheidend für den Aufbau menschlicher und persönlicher Beziehungen, die für ein solches Projekt unabdingbar sind. Ebenso bemerkenswert war die, wenn auch etwas verzögert, doch gründlich erstellte Bestandsaufnahme, also die ersten Zwischenergebnisse, die eine solide Basis für die weitere Arbeit bildeten. Zusätzlich hatten wir das Glück, dass zufällig ein Mitglied unserer Projektgruppe beruflich im Energiemanagement tätig war, oder sogar noch tätig ist. Dadurch konnten wir auch von unserer Seite aus fachliche Expertise in das Projekt einfließen lassen. 


Gibt es darüber hinaus noch wichtige Punkte aus der kommunalen Wärmeplanung, die sie persönlich hervorheben möchten? 

Wichtig zu betonen ist, dass nun die entscheidenden Phasen des Projektes anstehen. In den nächsten Wochen präsentieren wir im Ausschuss die Zwischenergebnisse und festigen dabei die Zusammenarbeit. Danach konzentrieren wir uns auf Fragen wie die Ansprache der Öffentlichkeit und die Planung von Veranstaltungen und interne Marketingstrategien in der Gemeinde. Es geht nämlich jetzt darum, die theoretischen Planungen in die Praxis umzusetzen. Nach der bevorstehenden Ausschusssitzung am 13. Dezember erhoffe ich mir, dass das Projekt richtig Fahrt aufnimmt und wir aus dem derzeitigen Pilotprojekt eine praxisorientierte und greifbare Initiative entwickeln können. 


Sie betonen die Bedeutung der Umsetzung, was auch von Climate Connection als wesentlich erachtet wird. Können Sie noch etwas zu den spezifischen Beiträgen von Climate Connection sagen? 

Ein Aspekt, der besonders positiv auffällt, ist die Einführung verschiedener Rechenmodelle durch Climate Connection. Diese Modelle haben die Datenerfassung wesentlich vereinfacht. Darüberhinausgehend können wir verschiedene Szenarien simulieren, beispielsweise die Energiebilanz von Gebäuden, die in den 1920er oder 1950er Jahren erbaut wurden. Diese methodische Erweiterung war sehr hilfreich und wird uns letztlich viel Zeit einsparen. Zudem macht sie die von uns gesammelten Daten verlässlicher und belastbarer. Dieser Fortschritt ist ein signifikanter Beitrag zur Effizienz des Projekts. 

 


Dies ist ein Auszug aus unserem Interview mit dem Bürgermeister der Gemeinde Hahnheim: Werner Kalbfuß. Es wurde am 02/11/2023 geführt. 

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